Um 6.30 Uhr geht's wieder raus aus den Federn! Zuerst mal 'nen prüfenden Blick auf den Himmel werfen. Hmm ... warum ist's denn so bewölkt? Na ja, es soll heute ja angeblich noch mal gutes Wetter geben. Glauben wir mal dran!
Das verstauchte Handgelenk hat sich auch nicht verschlimmert. Ich war ja darauf vorbereitet nach zwei, drei Tagen abbrechen zu müssen. Doch das ist schon mal positiv. Jetzt aber erstmal frühstücken (top Müsli mit frischem Obst!), dem Wirt versprechen ihm noch ein Erstbefahrungsfoto zu schicken und dann kann es auch schon losgehen.
Jetzt sollte es also endlich klappen! Dieser Gipfel stand schon seit drei Jahren ganz oben auf meiner Liste. Doch jedes Mal ist irgendwas dazwischengekommen!
Von der Hütte aus sind es nur noch ca. 1.100 Hm und wir können relativ viel schieben und ein wenig sogar fahren. Die Bewölkung nimmt aber immer mehr zu, das Matterhorn wird schließlich ganz verschluckt und jetzt fängt's auch noch an zu regnen! Der flotte Wanderer der uns vor einer halben Stunde bereits überholt hatte kommt uns auf einmal wieder entgegen. Er war bereits bei der Gletschertraverse und da würde es auch schneien.
Och neee! Bei der Suppe auf dem Gipfel zu stehen bringt's ja nun auch nicht. Sollte es schon wieder nichts werden? Alleine Felix läßt sich nicht aus der Ruhe bringen und geht einfach so weiter, während wir die Regenklamotten bei jedem Schauer wieder aus- und einpacken. Und tatsächlich - im Süden poppen auf einmal wieder blaue Wolkenlücken auf, das Wetter beruhigt sich ... und auch der Wanderer überholt uns erneut.
Es gibt allerdings auch eine schlechte Nachricht! Bernhard hat arge Knieschmerzen und wird den Trip nach der Abfahrt abbrechen müssen - die Nachwirkung seines Steppenwolf-Rahmen-Crashs vor einigen Monaten. Vor dem größeren Schneefeld unterhalb des Gletschers läßt er schließlich das Bike liegen und geht ohne Zusatzgewicht weiter.
Den Gletscher haben wir dann auch bald überquert, während uns Bernhard vom Nachbargipfel aus zuschaut. Dabei biete sich uns ein toller Anblick! Wie ein großer Reißzahn ragt unser Ziel aus der weißen Ebene hervor! Darin eingraviert ein steiler, sich windender Singletrail.
Oben angekommen - endlich hat es geklappt
- bewundern wir die sagenhafte Aussicht ... und werden selber wiederum von den Wanderern bewundert. Insbesondere als wir zur Abfahrt übergehen!
Diese ist auch ziemlich spassig. Ohne größere technische Herausforderungen (es sei denn man möchte no-foot über den Gletscher und die Schneefelder
), dafür aber mit viel Flow und nach dem Felsgelände mit recht viel Speed, geht es satte 1.800 Hm ins Tal hinab.
Unten angekommen bin ich erst mal super glücklich. Das erste Tourhighlight ist geschafft! Und das nach so vielen Rückschlägen die letzten Jahre.
Als wir uns beim Bergsteigerbüro die neusten Wetterprognosen geben lassen, gibt's aber erstmal 'nen Dämpfer! Für morgen sind ab Mittag schon Gewitter vorhergesagt. Mit denen hatten wir eigentlich erst ab dem späten Nachmittag gerechnet. Und wir werden von Bernhard noch mal gewarnt. Gerade im Wallis können diese sehr schnell entstehen und recht heftig ausfallen!
Schade, aber mit der Vorhersage müssen wir unser zweites Tourhighlight für morgen streichen und uns mit den 'normalen' Hochtouren zufrieden geben. Sonst wären wir jetzt in ein anderes Tal gefahren und hätten die nächste Hütte angegangen. Der Donnerstags sieht aber auch weitherhin recht übel aus und nachdem wir in einem Internet-Café die Lage sondiert haben, entschließen wir uns kurzerhand nach Locarno zu fahren. Das südliche Tessin scheint die Tage gut wegzukommen.
In Täsch verabschieden wir uns von Bernhard und machen uns auf den Weg ins Tessin. Als wir ihm Rohnetal angekommen sind, haben wir den Plan jedoch schon wieder umgekrempelt. Das Wetter fürs WE soll im Wallis ja wieder gut werden und dann könnten wir rein theoretisch ja vielleicht doch das Bishorn machen! Auch wenn wir vor der Fahrt schon gar nicht mehr recht dran dachten, so wollen wir die Option doch offen halten. Im südlichen Tessin kämen wir aber für die Akklimatisierung nicht so hoch wie wir wollten.
Wie entschließen daher doch im Oberwallis zu bleiben und dafür Touren mit schnellen "Rückzugsmöglichkeiten" vor den Gewittern zu fahren. Da hatte ich ohnehin schon was im Sinn. Und vielleicht haben wir ja doch noch Glück mit dem Wetter!
@Lev:
Jetzt weißt Du was Dir beinahe noch im August geblüht hätte!