Zwei Berliner Litevilles mit Biker und zwei Berliner Friends on Tour im Harz am 02.09.2007
Zuerst hieß es mal wieder früh aufstehen, Zug fahrt um 6:07 Uhr. Im Zug warten schon Axl, Hatti und canYOn / auf mein Zusteigen. Im Zug heißt es erst mal Werkstatt auspacken und Schaltung vom Canyon einstellen und wenn man schon mal dabei ist, wird noch der vordere Bremsschlauch umverlegt. canYOn / bedankt sich mit einem mitgebrachten Kuchen.
In Richtung Harz wird das Wetter immer besser. Beim Umstieg in Magdeburg in den HEX sitzt schon eine Horde Downhiller im Fahrradabteil und beäugt das Zusteigen der Berliner Tourenbiker. Gegenüber den Downhillmaschinen sehen unsere Bikes aus wie Kinderfahrräder. Die Downhiller wollen nach Thale zur Roßtrappendownhillstrecke, wir nach Quedlinburg. Von dort soll unsere Tour ebenfalls nach Thale führen.
Unser erstes Ziel ist in Quedlinburg die Stiftskirche. Dazu kurven wir Axl hinterher durch etliche Gassen hoch zu alten Kirche und genießen von dort oben den ersten Ausblick der Tour.
Unser nächsten Ziel ist eine kleine niedliche Burg zwischen Gernrode und Ballenstedt namens Roseburg. Nachdem wir Quedlinburg zunächst auf der Straße und dann über Feldwege verlassen haben, müssen wir kurz vor Ballenstedt noch einmal die Werkstatt rausholen und den Schalthebel vom Canyon reparieren. Dabei wird sich parallel mittels GPS-Gerät neu orientiert und dann ein laut GPS-Gerät bezeichneter Aussichtsturm angesteuert, in der leisen Hoffnung, dass damit die Rosenburg gemeint ist. Und JA ein kleiner feiner Trail führt zur besagten Burg.
Die sehr kleine idyllische Burg wird kurz besichtigt und dann gehts auch schon weiter. Zunächst eine kleine Abfahrt mit Stufen und Treppen zum Geschmack bekommen, auf das was da noch kommt.
Dann zu unserer Verwunderung mitten im Wald eine Schranke mit einer Ampel, die auf Rot steht. Wir erlauben uns das Rotlicht zu ignorieren. Im Folgenden suchen wir den Osterteich und den Heiligen Teich und erklimmen dabei etliche Anstiege um dann die Höhenmeter wieder in kurzen Abfahrten zu vernichten.
Dabei wird ein Zweierteam Vater und Sohn eingeholt, das uns kurz über die Örtlichkeit informiert. Es wird kurz erklärt, dass wir aus Berlin für einen Tag mit Zug angereist sind, um den Harz zu rocken. Das finden die Beiden genial. Nach einer kurzen gemeinsamen Wegbegleitung trennen sich wieder die Wege. Den Weg den wir bei der Trennung anpeilen wird vom Vater als einfacher Weg zur Straße beschrieben. Und dann eröffnet sich aber ein feiner Trail direkt am Hang entlang.
Es kommt kurz Gardaseefeeling auf, aber dann wird der Weg immer verwachsener und grober und steiniger und mit etlichen Ästen ausgestattet. Teilweise wird unsere Kleidung und unsere Haut von Dornen festgehalten, aber wir nicht aufgehalten. In der Hoffnung dass es irgendwie weitergeht und sich uns ein Weg auftut, offroaden wir weiter. Es macht sich der Gedanke breit, dass wir möglicherweise im Kreis fahren, also stürzen wir uns offroad den laubbedeckten und verwachsenen Hang hinunter und erleben geiles Mountainbike-Bergab-Feeling. Ein Gefühl zwischen gleich stürzt man und gerade noch fahrbar. Und endlich unten ein Weg in Sicht. Dort angekommen haben wir alle ein Grinsen im Gesicht. Dafür gibt es einfach nur ein Wort G E I L. Nach kurzer Orientierung erreichen wir auch unser Zwischenziel Heiliger Teich:
Auf normalen Wegen erreichen wir dann auch den Osterteich und harken dieses Ziel ebenfalls von Liste ab.
Dann fahren wir weiter in Richtung Thale. Wir kommen an einem zunächst seltsam verlassenen Gebäude vorbei, dann schaltet Axl´s historischen Gedächtnis. Das ist das ehemalige FDGB-Hotel Fritz-Heckert. Axl stellt fest, früher war hier ein Betreten des Gebäudes kaum möglich, nun will hier wohl keiner mehr her und jetzt stehen wir hier. Ich finde das schade, dass ein Gebäude so verkommt und nichts daraus gemacht wird, wäre eigentlich die ideale Unterkunft für Biker, aber wahrscheinlich würde man hier wohl kaum Besucher haben, so dass sich ein Hotel oder so nicht rechnet.
Nachdem wir noch einige Aussichtspunkte erklimmen
und wieder bergab fahren, erreichen wir Bad Suderode. Kurz zuvor schießt canYOn / ein Berg hinab und testet seine Protektoren und die Stabilität seines Canyons an einem quer liegenden Baum (laufradhoch). Als ich an der Unfallstelle gerade noch zum stehen komme, liegt sein Bike vor dem quer liegenden Baum und canYOn / rappelt sich gerade hinter dem Baumstamm wieder auf. Also alle Achtung canYOn / scheint aus stabilen Material zu bestehen. Außer ein paar Kratzer und einer schmerzenden Hand ist kaum was passiert.
Auf der Suche nach dem richtigen Weg nach Thale meutere ich gegen Axl´s Wegführung. Im Anschluss fahren wir dann leider ein paar Kilometer Straße nach Thale. Aber so haben wir noch genügend Zeit, um das Highlight der Tour anzugehen. In Thale angekommen, führt der Weg schnurstracks zum Parkplatz am Fuße der Roßtrappe, denn dort ist das Ende der Roßtrappendownhillstrecke. Wir müssen einige Zeit warten bis die ersten Downhiller dort runtergeschossen kommen und einen gekonnten Abschlusssprung hinsetzen.
Von der Truppe aus dem Zug ist aber weit und breit keine Spur, wahrscheinlich sind die schon zu Hause. Egal mein Entschluss stand schon fest, als Axl sagte, wir fahren nach Thale: hoch zur Roßtrappe und dann die Downhillbahn runter (natürlich auf dem chickenway). Als Axl und ich am 12.08.2007 schon mal in Thale waren, haben wir es nicht mehr hoch geschafft, daher war die Roßtrappe heute fällig. Also gehts hoch. Auf dem Weg dort führt uns unser gewählter Weg wieder mal durch ein verwachsenes Gebiet mit Brennnesseln und anderem brennenden Unkraut. Auf der Straße angekommen, entscheiden sich Axl und Hatti aufgrund der Strapazen des Tages wieder bergab zu fahren und in Thale eine Pizza zu essen. canYOn / und ich lassen uns nicht aufhalten und klettern fleißig den Berg weiter hoch zur Roßtrappe.
Nachdem ich den Einstieg in die Downhillbahn verpasse und wir weiter in Richtung Roßstrappe kurbeln, klärt mich canYOn / über diese Tatsache auf. Da wir schon mal hier oben sind, steuern wir weiter in Richtung Roßtrappe. In völliger Unkenntnis, was uns erwartet und der Tatsache geschuldet, dass es auf felsigen Untergrund teilweise schon wieder bergab ging, fragen wir öfter ungläubig nach dem Weg. Wir sind richtig und die Strecke hat fahrtechnisch durchaus auch ihren Reiz: fette Wurzeln, Felsbrocken mit teilweise tiefen Stufen und Kanten. Das macht richtig Spaß, die Wanderer schütteln nur ungläubig den Kopf, dass hier zwei verrückte Biker langkommen. Nachdem der Weg wieder auf hohen Steinen bergauf geht, steigen wir brav ab, da uns eine Wandersfrau darüber aufklärt: He, hier ist doch Fahrradfahren verboten. An der Roßtrappe angekommen bestaunen wir mit den Worten geile Aussicht diese welche.
Nach dem Fotografieren der Aussicht in alle mögliche Richtungen, packen wir alles gut gepolstert in den Rucksack (GPS-Gerät, Handy) wohlwissend jetzt kommt das Highlight, die DOWNHILLBAHN runter. Wir fahren den schönen Weg von der Roßtrappe wieder zurück zum Start der Downhillbahn. Ich muss gestehen, ich bin noch nie eine professionell aufgebaute Downhillbahn runtergefahren und zusammen mit canYOn / gespannt, was uns erwartet. Ich bin schon mal die Downhillbahn in den Berliner Müggelbergen abgefahren (aber ohne Sprünge), aber was nun kam ist in keinster Weise damit irgendwie vergleichbar. Ich senkte in weiser Voraussicht zum ersten Mal in meinem Bikerleben meine Sattelstütze ab, bisher ging es ja immer alles ohne Absenkung, aber hier hatte ich einfach nur Respekt und der war wahrlich angebracht.
Der Einstieg begann schon derart krass. Nach ein paar kurzen Wellen (bitte entschuldigt, ich kenne diese ganzen Fachbegriffe nicht) kam gleich ein riesiger Sprung, also mindestens 5-6 Meter bergab, da war schon der chickenway eine Herausforderung. canYOn / fuhr die sehr versetzte Treppe links vom Sprung, ich die sehr stelle Abfahrt rechts davon. Nach einem Hin und Her durch Steilkurven kam dann ein 2-3 Meter weiter Sprung von Rampe zu Rampe, zwischen durch ging der normale Weg. Wir fuhren den chickenway an den Rampen vorbei. Gleich danach kam eine Steile Abfahrt gespickt mit sehr groben Geröll und Ästen hinein in eine recht hohe Steilkurven, dann hoch zu einem Hügel um gleich danach wieder, ohne es irgend wie einsehen zu können, im freien Fall extrem Steil hinabzustürzen. Ich versuchte dort gedrosselt hinabzufahren, da man nie wissen konnte, was als nächstes Hindernis auf einen wartet. Aber man braucht auch eine gewisse Geschwindigkeit um in den Steilkurven nicht abzurutschen. Nach einem Schuss bergab ging dann ein ca. 2 Meter hoher Sprung in eine Steilkurve nach rechts. Wir hatte Mühe dort halbwegs gebremst anzukommen, da die Strecke extrem Steil war. Die Kurve war ebenfalls so steil, dass man da wohl nicht hätte stehen können ohne abzurutschen. Nach einer Linkskurve ging es links vom normalen Weg über kleine Wellen in den Baumslalom mit kleinen Wurzelsprüngen, die man auch mit einem Bike der Allmountainklasse bewältigen konnte. Dann kreuzte der Weg einen Wanderweg. canYOn / berichtete nachher, dass da ein Schild stand Vorsicht Wanderweg. Ich frage mich, ob dass irgendwie eine Sinnberechtigung hat. Denn an dieser Stelle war man so schnell, da wäre man nie und nimmer auf dem Bike zum Stehen gekommen, geschweige denn, dass man da Zeit gehabt hätte nach links und rechts nach Wanderern zu schauen. Eigentlich müsste da auf dem Wanderweg ein Schild stehen: Vorsicht, schauen Sie weit den Berg hoch, falls Sie keinen protektierten Downhillergladiator sehen, rennen Sie so schnell Sie können über die Kreuzung der Strecke und gehen Sie einzeln, um zu überleben!!!!. Danach schießt man aus dem Hang auf die Abschlusssprunghügel und springt meterweit und hoch auf den Beton des abgesperrten Parkplatz, soweit man das kann.
Streckenbeschreibung: Krass, Wahnsinn, Lebensmüde, einfach nur G E I L. Ich verbeuge mich vor allen Leuten, die da über alle Hindernisse hinweg unten ankommen. Streckenrekord soll so um die 3:05 Minuten sein.
Was ich auf jeden Fall bereut habe, dass ich meine Helmkamera nicht bei hatte.
Hier ein Video von der Strecke, wobei die Strecke inzwischen noch umgebaut (verschärft) wurde:
http://www.rosstrappendownhill.de/video_abfahrt.php
Dann fuhren canYOn / und ich zum Pizzaimbiss zu Axl und Hatti, die schon gesättigt auf uns warteten. Die Züge waren dann auf dem Rückweg nach Berlin Gott sei dank sehr leer.
Am Ende standen 64 km und 1200hm auf dem Tacho und die gestärkte Erkenntnis eine RS Reba mit max. Federweg von 115mm wird nicht mehr der Allmountainklasse gerecht, ich brauche eine Federgabel mit mehr Federweg.
Axl, obwohl ich diesmal das GPS-Gerät stellte, hast Du mal wieder eine geile fette Tour geführt. Hatti und canYOn / waren super dufte Mitstreiter.

War ne coole Runde. Alle kamen auf ihre Kosten.
Einfach nur GEIL.
Danke!!!
Gruss 78