11.05. 18:00 Im Canyon des Kir, 350m
Schwer erreichbar und abgelegen oder nicht, es gibt in Albanien wohl kein Dorf, das nicht wenigstens einmal pro Tag von Minibussen angefahren wird. Auch die Strecke nach Thethi wird bedient: Für die siebzig Kiolmeter von der nächsten Stadt Shkoder aus sind die erstaunlich geländegängigen Fahrzeuge sechs Stunden unterwegs. Das nutz ich aus und lass mich auf dem Weg zum Meer für wenig Geld schnell mal neunhundert Höhenmeter mitnehmen.
Auf ihrer langen Fahrt machen die Busse ein paar kurze Pausen an improvisierten Bars. Zu diesen Gelegenheiten kommen dann immer sämtliche Bewohner der in den umliegenden Bergen verstreuten Häuser zusammen. Zehn Minuten Kaffee und Raki und viel Palaver, dann geht die holprige Fahrt auch schon weiter.
Auf einem Bergkamm zwischen den Tälern des Shales und des Kir steig ich aus und brezle die achthundert Pistenhöhenmeter selber bergab. Ist eigentlich mehr ein breiter S0-Trail und macht saumäßig Highspeedspaß.
Schneller als die Minibusse bin ich sowieso.
Das Straßerl fällt tief hinab in die Schluchten des Kir und ich lass es richtig krachen.
Bei einem scheinbar etwas zu ambitionierten Sprung über eine Bodenwelle zerknacke ich mir zum zweiten Mal eine Crossmax-Speiche am Hinterrad. Klarerweise triffts die selbe Seite wie vor einer Woche, einen passenden Ersatz hab ich jetzt nicht mehr. Egal, muss auch so gehen. Der wilde Ritt durch die albanischen Schluchten ist einfach viel zu genial, um sich von Materialgeschichten den Tag versauen zu lassen.
Der Canyon des Kir ist erreicht: endlos, einsam, grün, schluchtig, toll. Wohl eine der besten Pisten, die ich jemals geradelt bin.
Über eine Brücke...
... auf der sogar ich mir das radeln verkneife...
... erreiche ich einen perfekten Zeltplatz am Talgrund. Könnte zwar heut noch rausfahren bis Shkoder, aber es fängt grade etwas zu tröpfeln an und aus den Bergen hör ich schon dumpfes Donnergrollen. Da stell ich doch lieber mein Häuschen an diesen wunderschönen Platz, geh noch ne Runde schwimmen...
... und schreib dann ein paar Zeilen für den Reisebericht während um mich herum schon die Blitze zucken. Hab zwar immer noch kein Handynetz, aber man weiss ja nie. Vielleicht komm ich irgendwann auch mal wieder raus aus den "verwunschenen Bergen".