TrailFlohs aussage möchte ich, nach dem heutigen selbstversuch - kontrolliert in den hungerast reinfahren - bestätigen.
heute standen 200 minuten ga1 auf dem plan. um 8 uhr habe ich eher eiweiß-/fettlastig gefrühstückt, kaum kohlehydrate, und das training zwei stunden später um 10 uhr begonnen.
während dieser 200 minuten gabs keine extern zugeführte energie. nur 3 liter wasser.
in der regel fahre ich die langen sonntagseinheiten im niedrigen ga1-bereich und hatte noch nie probleme, diese einheiten locker zu beenden. da ich nicht genau weiß, wie effizient mein fettstoffwechsel ist, wie groß meine kohlehydratreserven sind und wieviel kohlehydrate ich heute überhaupt noch in den muskeln hatte, nach der gestrigen, härteren intervall-einheit, entschloss ich mich dafür, die heutige fahrt im oberen ga1 bereich zu beginnen und wenn es sein müsste, die belastung wattweise nach und nach herauszunehmen.
die ersten 60 minuten liefen ziemlich normal, ohne irgendwelche auffälligkeiten ab. aber die beine meldeten ab diesem punkt langsam aber sicher ein wenig "schwere" beim treten (meine trittfrequenz pendelt in der regel zwischen 98-102). es wird wohl so gewesen sein, dass die gestrige intervalleinheit die beine recht gut ermüdet hat und ich noch nicht die nötige erholungsfähigkeit besitze.
um die trittfrequenz weiter beibehalten zu können, habe ich um 30 watt reduziert.
und so trat ich dann konstant die folgenden 30 minuten weiter, bis ich einen kleinen energieaussetzer hatte. ungefähr ein loch von 2 minuten. der kopf war ein bisschen unkonzentriert, die trittfrequenz fiel auf 95 ab, aber das treten an sich fühlte sich nicht "schwer" an, sodass ich hätte den widerstand weiter runter regulieren müssen. es war nur irgendwie so, als ob da gerade die zusammensetzung des treibstoffgemischs neu berechnet werden musste, damit die 200 minuten bei dieser belastung - und ohne externe energiezufuhr - überhaupt überstanden werden konnten.
und im nachinein stelle ich mir fragen, deren antworten ich nicht in der schwarzweißen wissenschaft finde. verfügen die glycogenspeicher - über den status voll/leer hinaus - einen vielleicht höher entwickelten füllstandsanzeiger, der in der lage ist (zusammen mit allen anderen "energielieferanten") mit der schaltzentrale bidirektional zu kommunizieren und dynamisch zu veranlassen, das treibstoffgemisch auf die erforderte zeit zurechtmischen zu lassen? ich frage mich, weil die schaltzentrale 200 minuten angesetzt hat und nicht z.b 150 minuten. wenn die schaltzentrale nun die dauer "150 minuten" angesetzt hätte, hätte ich dann zu beginn nach den ersten 60 minuten schon 30 watt herunterschalten müssen, oder vielleicht doch erst 10, 20 oder 30 minuten später? das sind meiner meinung nach überlegungen jener art, die leider immer nur im nachinein wahrgenommen werden können, die man aber leider praktisch nicht mehr ausführen können wird, weil die absolut identische ausgangssituation, bis zum zeitpunkt des versuchbeginns, nicht mehr annähernd identisch angeboten werden kann. eine zeitmaschine wäre für solche situationen echt ne lösung. wer erfindet die?
diese 2 minuten-löcher hatte ich dann noch 3x im weiteren verlauf. an die zeiten kann ich nicht mehr genau erinneren, aber sie kamen doch recht regelmäßig. ach, ich gehe jetzt mal ungeprüft von weiteren gemisch-aktualisierungen nach jeweils weiteren 30 minuten aus. es kam mir ja gleichmäßig vor und rechnerisch lande ich so auch auf 180 minuten.
der hammer schlug dann aber irgendwann zwischen 180-190 minuten richtig ein. auf der straße wäre ich definitiv nicht mehr bereit gewesen das risiko einzugehen, weiter zu fahren. aber auf dem ergometer konnte ich die gleiche trittfrequenz und die gleiche belastung immer noch irgendwie treten - den kopf dabei alle 15 sekunden von einem auf den anderen arm ablegend und kurz vorm wegdösen oder ohnmächtig werden. was weiß ich ...
schaltzentrale: "hallo? energie?"
energie: "WAS?"
schaltzentrale: "saft?"
energie: "alla!"
schaltzentrale: "und jetzt?"
energie: "schau zu, wie wir alle noch heimkommen!"
ich:
"boah, was für ein kackteam da unten ..."
die letzten 10 minuten kamen mir länger vor, als die 190 minuten davor. als ich absteigen wollte, habe ich das nicht mit der gewohnten leichtigkeit geschafft. alle bewegungen und abschlussrituale, wie zb das reinigen des ergometers, liefen irgendwie weit ausserhalb meiner scharfen wahrnehmung ab und das dann auch noch in zeitlupe.
ich suchte zum ersten mal mal in 4 jahren die theke auf, leicht schlurfend, sah einen glastürkühlschrank und presste mit schwacher stimme heraus
"ein erdinger wäre jetzt nicht schlecht!". das mädel an der theke fragte, ob es mir gut ginge.
"ja klar! ... mhh ... ist da würfelzucker drin in der dose da hinten?" ...