Thanks, dude!
Erzählt aus der Sicht eines grauen FiveTen Freeriders
"Finally!", dacht ich mir, als dieser Österreicher mich endlich aus den Klauen des Shops von Moab Cyclery in die Arme nahm. Jeden Tag lauschte ich den aufgeregten Gesprächen der Biker, die tagein tagaus den Shop betraten, um sich die Ausrüstung für den "Slickrock" oder den "
Whole Enchilada" zu leihen. Alle waren sie happy und strahlten vor Freude - und alle verschwanden sie wieder, um Stunden später vollgepumpt mit Adrenalin zurück zu kommen.
"My time has come!", dachte ich mir und freute mich, endlich selbst den unverwechselbaren Fels und den in jede Faser meines Obermaterials eindringenden Staub der Wüste spüren zu dürfen. "We were so stoked!", kann ich nur sagen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl den Wind da draußen zu spüren. Der Dreck kitzelte auf der jungen Haut und meine Sohlen brannten nach dem stundenlangen Ritt entlang des Porcupine Rims, hinab in die Schlucht des Colorado River. "That's awesome, I wanna do that again, please!".....und so kam es auch...!
Nach ein paar öden Wochen, wo ich lediglich zum Wandern in meinem Heimatland, den USA, und einem Ableger davon (Hawaii) mißbraucht wurde, kam ich in Österreich an. Was mich dort erwartete war einfach nur "amazing!".
Noch im Spätherbst eroberten wir einige 2000er und tauchten bei unseren Abfahrten vom strahlenden Sonnenschein in den kalten Nebel der Täler ein. Selbst im Winter wurde nicht pausiert! Liebevoll wurde sich um mich gekümmert. Ich wurde nach matschig dreckigen Schneetouren mit Vaseline eingerieben und wieder imprägniert, durfte mich am Heizkörper wärmen und bekam neue Schuhbänder als Dankeschön für meine Dienste.
Mit den ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen, erinnerte ich mich an die Zeit in Moab zurück, als ich den Gesprächen der Biker lauschte. Ständig wurde telefoniert und vom Biken gesprochen! Von "einer Idee im Westen", einem "möglichen Berg im Süden", "einem vielleicht sauflowigen Trail dort oben!" und und und war die Rede. Bereits das Geknister der Landkarte reichte aus, um diese Hitze in mir hochsteigen zu lassen. "There was this permanent smell of adventures in the air". Ab der Schneeschmelze wurde ich geradezu täglich mißbraucht....
aber es fühlte sich gut an!
Gemeinsam mit Freunden verbrachten wir schier endlose Tage in den Bergen. Neben unsren geliebten Hometrails wurden die
Dolomiten unsicher gemacht, viele hohe Berge bestiegen,
der Westen abgegrast, des öfteren ein seltsames Völkchen
in Kärnten besucht (welches mich in seiner Einzigartigkeit, verglichen mit dem Rest der Österreicher, an Utah erinnerte)
und und und.
Da mein Meister beschloss, eine berufliche Pause einzulegen, gab es Wochen, an denen mir kein einziger Ruhetag gegönnt wurde. Noch nicht einmal aufgetrocknet vom Vortag ging es schon wieder los in die Berge - oft schlief ich dabei
alleine vor dem Zelt. Verängstigt und geschunden von neugierigen Kühen und anderem Getier harrte ich hier aus - fühlte mich vernachlässigt, freute mich aber gleichzeitig immer auf das was kommen sollte.
Nach fast einhundert-fünzig-tausend bergauf Höhenmetern in diesem Jahr fühle ich mich matt. Meine Haut wurde spröde, meine Nähte lassen nach. Meine Sohle fühlt sich zwar noch gut an, doch schon bald mache ich das ewige Gelatsche von Gipfel zu Gipfel nicht mehr mit. Ich würde mich lieber auf meine Hometrails konzentrieren und die richtig fetten Abenteuer meinem Nachfolger überlassen. Ich habe da etwas von "mehreren Dreitausendern an einem Tag" gehört und Wortfetzen "von einem Videoprojekt zu zweit in (....)" aufgeschnappt. Die vielen unbefahrenen Gipfel und Schlüsselstellen machen mir mittlerweile mehr Angst als Freude - doch mein Meister strahlt nur so vor Energie! So schön die Zeit war, ich kann nicht mehr - "I'm exhausted!". Ich weiß, daß mein Meister keine Ruhe geben wird - doch da komme ich nicht mehr mit. Ich habe genug erlebt, um in den Ruhestand zu gehen. Es war genial, aber es ist Zeit...Zeit den Jungen den Vortritt zu lassen.
Mein Freund, danke für das letzte Jahr, danke (aber kauf dir endlich neue Pins)!
Aber nun bitte ich
DICH!, liebes Gewinnspiel, mir zu helfen ein gemütliches Pensionistenleben führen zu dürfen, danke - euer FiveTen Freerider.